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2006 - ...
Nachruf
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Vereinschronik FV
Obereichstätt
Aus den
Anfängen des Fußballvereins Obereichstätt.
Die Geschichte des Sportbetriebes Obereichstätt reicht zurück
bis in die Zeiten des 1. Weitkrieges! Geprägt war der damalige Sportbetrieb
von geistlicher Seite, d. h. der jeweilige Pfarrherr war Motor des sportlichen
Geschehens.
Als gebürtiger 1900er konnte insbesondere Josef Hartinger
über den Beginn des Fußballspielens in Obereichstätt anschaulich Auskunft
geben. Danach haben die Buben des Dorfes - wie wahrscheinlich überall im Land
auch - zu Beginn dieses Jahrhunderts Fußball gespielt. Vor allem verdankte man
die Sportbegeisterung dem damaligen Pfarrer Zwicker. Das Problem sei halt
gewesen, dass man keinen Ball hatte, und nur wenn der Pfarrer das kostbare
"Sportgerät" herausgab, konnte man spielen, sagte Hartinger.
In den Jahren 1919 und 1920 wurde dann
der "Fußball Club Obereichstätt" gegründet. Initiatoren waren der Chauffeur
Siegl des Hüttenwerkes, er war ein Münchener, weiter drei Nürnberger und ein
Aschaffenburger. "Die konnten als Stodterer natürlich mehr als wir", erinnerte
sich Josef Hartinger. Er wurde zum 2. Vereinsvorsitzenden gewählt. Gespielt
wurde auf dem Berg, entweder am Knock oder beim Harthof.
Zusammen mit dem FC war in Eichstätt der VfB ins Leben
gerufen worden. Die Städter hatten zunächst keinen Fußballplatz und baten die
Obereichstätter um Gastfreundschaft. Wie Hartinger berichtete kamen u.a. zum
Spielen Karl Dollinger, die Brüder Fritz und Alois Riehl und Ludwig Knör.
Früh schon erfolgte die sportliche Betätigung unter
geistlicher Organisation. So kam es bereits am 30.07.1917 zur Gründung der
DJK-Bezirke Eichstätt, Weißenburg und Neumarkt, wobei unter anderem
Obereichstätt, als Ort in dem Sport in katholischen Jugendverbänden betrieben
wurden, aufgeführt ist.
Aus dem Programm vom Bezirksjugendtag am 21. Oktober 1917 in
Weißenbug geht hervor, dass damals Fußball, Faustball, Deutschschlagball und
Turnen sehr verbreitet gewesen sein müssen. Bereits 1919 wird das Programm
erweitert um Hoch- und Weitsprung, 100 m Lauf und, wir wissen nicht ob dies
etwas mit der Post zu tun hatte, den Eilbotenlauf.
Sportliche Aktivitäten dürften allerdings bereits früher
gepflegt worden sein; dies allerdings in Vereinen, die sich noch nicht Sport-
oder DJK-Verein nannten. So
wurde 1906 der "Katholische Arbeiterverein" gegründet, dessen Präses 1907
Pfarrer Karl Schad (Pfarrer in Obereichstätt 1903 - 1908 aus Godramstein,
Rheinhessen) war. Ihm folgte Pfarrer Kasper Zwicker, der 1910 Präses des
Arbeitervereins und 1912 auch Präses des "Männlichen Jugendvereins", der 1910
gegründet worden war, wurde. 1920 hatte dieser Jugendverein 24 aktive und 10
außerordentliche Mitglieder. Obereichstätt zählte zu dieser Zeit 501 Seelen.
Weiter existierte noch ein "Preßverein", dessen Gründung im
Jahre 1905 lag und 1920 - 110 Mitglieder zählte. Es dürfte sich im weiteren
Sinne um eine Bücherei gehandelt haben. Aus diesen vorgenannten Vereinen
dürften sich die Mitglieder der neu gegründeten DJK rekrutiert haben. Als
eigentlicher Gründer der DJK in Obereichstätt kann wohl Pfarrer Adolf Speinle
angesehen werden.
Pfarrer Speinle war überhaupt einer der Personen, die nicht
nur den örtlichen DJK-Verein, sondern auch diözesanweit die DJK-Bewegung zum
Blühen brachte. So wurde er am 20.11.1920, damals noch als Domkaplan in
Eichstätt, zum ersten Gauvorsitzenden des DJK-Gaues Eichstätt gewählt. Auch
bei dieser "Präsides-, Spiel- und Turnleiterkonferenz war Obereichstätt mit
einer Delegation vertreten.
Das erste größere DJK-Sportfest des Gau Eichstätt, Bezirk
Süd, ist für den 03.06.1923 in Unsernherrn nachgewiesen. Leichtathletische
Kämpfe, Schauturnen, Faustball, Deutschball und Fußball sind die Sportarten,
in denen sich Teilnehmer aus Eichstätt, Ingolstadt, Obereichstätt,
Treuchtlingen und Weißenburg messen.
Laut Siegerliste, die noch im bischöflichen Archiv aufliegt,
konnten sich folgende Obereichstätter platzieren: Bayerle, Wieler und Steib
Josef. Laut Zeitungsbericht über diese Veranstaltung erzielte Obereichstätt
einen Preis im "Erstellen von Pyramiden".
Bei diesem Bezirksfest wurde auch erstmalig eine
fußballerische Tätigkeit außerhalb der Grenzen von Obereichstätt nachgewiesen.
Nach mündlicher Überlieferung hat die Dorfjugend bereits unter dem Pfarrer
Kasper Zwicker dem "Leder nachgejagt, Ein großes Problem hat seinerzeit die
Gestellung eines Balles dargestellt. Nur wenn der Pfarrer den Ball
herausrückte, konnte dem Vergnügen des Fußballspielens nachgekommen werden.
Auf dem Programm wurde nämlich ein Propagandaspiel im Fußball
zwischen Unsernherrn und Obereichstätt angekündigt. Der Berichterstatter
beklagte sich, dass das Fußballspielen dominierend geworden ist, weil
gleichzeitig das Fuß-, Faust- und Deutschballspiel begonnen hat und keine
einzige Seele aus der Zuschauermenge (es waren mehr als 200 Aktive anwesend)
zum Faust- bzw. Deutschballspiel sich verirrte. Die Obereichstätter verloren
das Fußballspiel 5:0.
Unter Pfarrer Speinle wurde dann etwa
1924 aus dem FC ein DJK-Verein. Die Deutsche Jugendkraft ist kirchlich
geprägt. Dazu sagte Karl Müller, der Ortsgeistliche Adolf Speinle sei auch
Jugendpfarrer für den Kreis gewesen und habe es besonders verstanden, die
Buben für den Sport zu begeistern. Er habe in jedem Jahr Sportfeste arrangiert
und Müller erinnerte sich noch gut, dass man so genannte lebende Pyramiden
baute. Seinerzeit wurde auch Faustball gespielt.
Als Fußballplätze in der FC- und DJK Zeit mussten neben dem
schon erwähnten Knock und beim Harthof auch die Talwiesen herhalten. Vor allem
am "Meierspoint“ wurden Spiele ausgetragen und Karl Müller weiß noch heute,
dass man immer wieder die Tore verstellte, um das Gras nicht zu sehr zu
vertrampeln. Angetreten wurde oft gegen den VfB Eichstätt und gegen die
Mariensteiner. Noch heute ist Karl Müller stolz darauf, Mittelläufer in der
siegreichen Mannschaft gewesen zu sein, als die DJK Obereichstätt im Endspiel
um die Kreismeisterschaft den VfB Eichstätt mit 3 : 2 bezwang.
Die Sportplatzsituation muss zum damaligen Zeitpunkt alles
andere als befriedigend gewesen sein. Neben dem Hauptsportplatz 'Am Knock"
wurde auch beim Harthof und im Tal beim "Meierspoint" dem Leder nachgejagt.
Diese misslichen Lagen führten zu Überlegungen, einen zentralen Sportplatz zu
bauen. Dieser wurde dann zu Beginn der 30er Jahre in Eigeninitiative auf der
ehemaligen Schlackenhalde des königlichen Bayerischen Hüttenwerkes angelegt.
Dieser Platz war bis zur Anlage des zweiten Sportplatzes Ende der 80er Jahre
der einzige Platz, auf dem Fußball gespielt werden konnte.
An den Sportplatz, der innerhalb von zwei Jahren durch
alleinige Handarbeit errichtet worden war, erinnert heute noch die Gedenktafel
für den beim Bau des Platzes tödlich verunglückten Sportkameraden Anton
Strobel.
Lange konnten sich die Obereichstätter Sportler über den
Platz nicht freuen. Die Machtübernahme der Nazis und die damit verbundene
Gleichschaltung der Vereine behinderten auch die sportlichen Aktivitäten in
Obereichstätt. Der Ausbruch des 2. Weltkrieges brachte sie ganz zum Erliegen.
Erst nach Beendigung des fürchterlichen Krieges gingen junge Menschen wieder
daran, den Sport in Obereichstätt neu zu beleben.
DJK Eichstätt und DJK Obereichstätt nach einem Spiel in
Eichstätt auf dem VfB Platz in den 30er Jahren. Die Spieler der DJK
Obereichstätt waren: Strobel Andreas, Steib Karl, Renn Hermann, Renn Josef,
Renn Karl, Müller Karl, Osiander Josef, Bittl Johann, Pfefferle Mathias,
Reichard Georg, Steib Anton.
Mit Beginn der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft
wurden die DJK Vereine aufgelöst. Karl Müller ging zusammen mit Sepp Osiander
und Anton Steib zum VfB nach Eichstätt. Nach seinem Wegzug aus Obereichstätt
spielte Müller bis 1938 beim MTV Ingolstadt, kam aber immer wieder auch nach
Eichstätt, um auf dem grünen Rasen auszuhelfen.
In der Kriegszeit dachte natürlich
niemand ernsthaft an das Fußballspielen. Erst im Jahr 1946 war es wieder
soweit, dass man überhaupt Lust hatte, dem Ball nachzulaufen und Tore zu
schießen. Der Fußball-Verein Obereichstätt wurde gegründet.
Wechselvoll war das Schicksal des Vereins, unzählige junge
Männer und seit ein paar Jahren in der Volleyballabteilung und bei der
Gymnastik auch Frauen, kamen zusammen, um Sport zu treiben aber auch, um ein
paar gesellige Stunden zu verbringen. Natürlich blieb es nicht aus, dass das
Vereinsbarometer auch einmal tief stand, doch immer wieder fanden sich
tatkräftige Obereichstätter, die das Steuer in die Hand nahmen, es herumrissen
und den Ortsbürgern weiter die Gelegenheit boten vornehmlich durch den
Fußballsport ihrer eigenen Gesundheit zu dienen. Die Hürden die es in all den
Jahren zu meistern galt, waren hoch. Die Platzfrage beispielsweise war gar
nicht leicht zu lösen und noch heute spielt man auf der planierten einstigen
Schlackenhalde des königlichen Hüttenwerkes.
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