FV Obereichstätt e.V 1946

                       

 
 
    

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Vereinschronik     FV Obereichstätt


Aus den Anfängen des Fußballvereins Obereichstätt.

 

Die Geschichte des Sportbetriebes Obereichstätt reicht zurück bis in die Zeiten des 1. Weitkrieges! Geprägt war der damalige Sportbetrieb von geistlicher Seite, d. h. der jeweilige Pfarrherr war Motor des sportlichen Geschehens.

 

Als gebürtiger 1900er konnte insbesondere Josef Hartinger über den Beginn des Fußballspielens in Obereichstätt anschaulich Auskunft geben. Danach haben die Buben des Dorfes - wie wahrscheinlich überall im Land auch - zu Beginn dieses Jahrhunderts Fußball gespielt. Vor allem verdankte man die Sportbegeisterung dem damaligen Pfarrer Zwicker. Das Problem sei halt gewesen, dass man keinen Ball hatte, und nur wenn der Pfarrer das kostbare "Sportgerät" herausgab, konnte man spielen, sagte Hartinger.

 

In den Jahren 1919 und 1920 wurde dann der "Fußball Club Obereichstätt" gegründet. Initiatoren waren der Chauffeur Siegl des Hüttenwerkes, er war ein Münchener, weiter drei Nürnberger und ein Aschaffenburger. "Die konnten als Stodterer natürlich mehr als wir", erinnerte sich Josef Hartinger. Er wurde zum 2. Vereinsvorsitzenden gewählt. Gespielt wurde auf dem Berg, entweder am Knock oder beim Harthof.

 

Zusammen mit dem FC war in Eichstätt der VfB ins Leben gerufen worden. Die Städter hatten zunächst keinen Fußballplatz und baten die Obereichstätter um Gastfreundschaft. Wie Hartinger berichtete kamen u.a. zum Spielen Karl Dollinger, die Brüder Fritz und Alois Riehl und Ludwig Knör.

 

Früh schon erfolgte die sportliche Betätigung unter geistlicher Organisation. So kam es bereits am 30.07.1917 zur Gründung der DJK-Bezirke Eichstätt, Weißenburg und Neumarkt, wobei unter anderem Obereichstätt, als Ort in dem Sport in katholischen Jugendverbänden betrieben wurden, aufgeführt ist.

 

Aus dem Programm vom Bezirksjugendtag am 21. Oktober 1917 in Weißenbug geht hervor, dass damals Fußball, Faustball, Deutschschlagball und Turnen sehr verbreitet gewesen sein müssen. Bereits 1919 wird das Programm erweitert um Hoch- und Weitsprung, 100 m Lauf und, wir wissen nicht ob dies etwas mit der Post zu tun hatte, den Eilbotenlauf.

 

Sportliche Aktivitäten dürften allerdings bereits früher gepflegt worden sein; dies allerdings in Vereinen, die sich noch nicht Sport- oder DJK-Verein nannten. So wurde 1906 der "Katholische Arbeiterverein" gegründet, dessen Präses 1907 Pfarrer Karl Schad (Pfarrer in Obereichstätt 1903 - 1908 aus Godramstein, Rheinhessen) war. Ihm folgte Pfarrer Kasper Zwicker, der 1910 Präses des Arbeitervereins und 1912 auch Präses des "Männlichen Jugendvereins", der 1910 gegründet worden war, wurde. 1920 hatte dieser Jugendverein 24 aktive und 10 außerordentliche Mitglieder. Obereichstätt zählte zu dieser Zeit 501 Seelen.

 

Weiter existierte noch ein "Preßverein", dessen Gründung im Jahre 1905 lag und 1920 - 110 Mitglieder zählte. Es dürfte sich im weiteren Sinne um eine Bücherei gehandelt haben. Aus diesen vorgenannten Vereinen dürften sich die Mitglieder der neu gegründeten DJK rekrutiert haben. Als eigentlicher Gründer der DJK in Obereichstätt kann wohl Pfarrer Adolf Speinle angesehen werden.

 

Pfarrer Speinle war überhaupt einer der Personen, die nicht nur den örtlichen DJK-Verein, sondern auch diözesanweit die DJK-Bewegung zum Blühen brachte. So wurde er am 20.11.1920, damals noch als Domkaplan in Eichstätt, zum ersten Gauvorsitzenden des DJK-Gaues Eichstätt gewählt. Auch bei dieser "Präsides-, Spiel- und Turnleiterkonferenz war Obereichstätt mit einer Delegation vertreten.

 

Das erste größere DJK-Sportfest des Gau Eichstätt, Bezirk Süd, ist für den 03.06.1923 in Unsernherrn nachgewiesen. Leichtathletische Kämpfe, Schauturnen, Faustball, Deutschball und Fußball sind die Sportarten, in denen sich Teilnehmer aus Eichstätt, Ingolstadt, Obereichstätt, Treuchtlingen und Weißenburg messen.

 

Laut Siegerliste, die noch im bischöflichen Archiv aufliegt, konnten sich folgende Obereichstätter platzieren: Bayerle, Wieler und Steib Josef. Laut Zeitungsbericht über diese Veranstaltung erzielte Obereichstätt einen Preis im "Erstellen von Pyramiden".

 

Bei diesem Bezirksfest wurde auch erstmalig eine fußballerische Tätigkeit außerhalb der Grenzen von Obereichstätt nachgewiesen. Nach mündlicher Überlieferung hat die Dorfjugend bereits unter dem Pfarrer Kasper Zwicker dem "Leder nachgejagt, Ein großes Problem hat seinerzeit die Gestellung eines Balles dargestellt. Nur wenn der Pfarrer den Ball herausrückte, konnte dem Vergnügen des Fußballspielens nachgekommen werden.

 

Auf dem Programm wurde nämlich ein Propagandaspiel im Fußball zwischen Unsernherrn und Obereichstätt angekündigt. Der Berichterstatter beklagte sich, dass das Fußballspielen dominierend geworden ist, weil gleichzeitig das Fuß-, Faust- und Deutschballspiel begonnen hat und keine einzige Seele aus der Zuschauermenge (es waren mehr als 200 Aktive anwesend) zum Faust- bzw. Deutschballspiel sich verirrte. Die Obereichstätter verloren das Fußballspiel 5:0.

 

Unter Pfarrer Speinle wurde dann etwa 1924 aus dem FC ein DJK-Verein. Die Deutsche Jugendkraft ist kirchlich geprägt. Dazu sagte Karl Müller, der Ortsgeistliche Adolf Speinle sei auch Jugendpfarrer für den Kreis gewesen und habe es besonders verstanden, die Buben für den Sport zu begeistern. Er habe in jedem Jahr Sportfeste arrangiert und Müller erinnerte sich noch gut, dass man so genannte lebende Pyramiden baute. Seinerzeit wurde auch Faustball gespielt.

 

Als Fußballplätze in der FC- und DJK Zeit mussten neben dem schon erwähnten Knock und beim Harthof auch die Talwiesen herhalten. Vor allem am "Meierspoint“ wurden Spiele ausgetragen und Karl Müller weiß noch heute, dass man immer wieder die Tore verstellte, um das Gras nicht zu sehr zu vertrampeln. Angetreten wurde oft gegen den VfB Eichstätt und gegen die Mariensteiner. Noch heute ist Karl Müller stolz darauf, Mittelläufer in der siegreichen Mannschaft gewesen zu sein, als die DJK Obereichstätt im Endspiel um die Kreismeisterschaft den VfB Eichstätt mit 3 : 2 bezwang.

 

Die Sportplatzsituation muss zum damaligen Zeitpunkt alles andere als befriedigend gewesen sein. Neben dem Hauptsportplatz 'Am Knock" wurde auch beim Harthof und im Tal beim "Meierspoint" dem Leder nachgejagt. Diese misslichen Lagen führten zu Überlegungen, einen zentralen Sportplatz zu bauen. Dieser wurde dann zu Beginn der 30er Jahre in Eigeninitiative auf der ehemaligen Schlackenhalde des königlichen Bayerischen Hüttenwerkes angelegt. Dieser Platz war bis zur Anlage des zweiten Sportplatzes Ende der 80er Jahre der einzige Platz, auf dem Fußball gespielt werden konnte.

 

An den Sportplatz, der innerhalb von zwei Jahren durch alleinige Handarbeit errichtet worden war, erinnert heute noch die Gedenktafel für den beim Bau des Platzes tödlich verunglückten Sportkameraden Anton Strobel.

 

Lange konnten sich die Obereichstätter Sportler über den Platz nicht freuen. Die Machtübernahme der Nazis und die damit verbundene Gleichschaltung der Vereine behinderten auch die sportlichen Aktivitäten in Obereichstätt. Der Ausbruch des 2. Weltkrieges brachte sie ganz zum Erliegen. Erst nach Beendigung des fürchterlichen Krieges gingen junge Menschen wieder daran, den Sport in Obereichstätt neu zu beleben.

 

DJK Eichstätt und DJK Obereichstätt nach einem Spiel in Eichstätt auf dem VfB Platz in den 30er Jahren. Die Spieler der DJK Obereichstätt waren: Strobel Andreas, Steib Karl, Renn Hermann, Renn Josef, Renn Karl, Müller Karl, Osiander Josef, Bittl Johann, Pfefferle Mathias, Reichard Georg, Steib Anton.

 

Mit Beginn der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurden die DJK Vereine aufgelöst. Karl Müller ging zusammen mit Sepp Osiander und Anton Steib zum VfB nach Eichstätt. Nach seinem Wegzug aus Obereichstätt spielte Müller bis 1938 beim MTV Ingolstadt, kam aber immer wieder auch nach Eichstätt, um auf dem grünen Rasen auszuhelfen.

 

In der Kriegszeit dachte natürlich niemand ernsthaft an das Fußballspielen. Erst im Jahr 1946 war es wieder soweit, dass man überhaupt Lust hatte, dem Ball nachzulaufen und Tore zu schießen. Der Fußball-Verein Obereichstätt wurde gegründet.

 

Wechselvoll war das Schicksal des Vereins, unzählige junge Männer und seit ein paar Jahren in der Volleyballabteilung und bei der Gymnastik auch Frauen, kamen zusammen, um Sport zu treiben aber auch, um ein paar gesellige Stunden zu verbringen. Natürlich blieb es nicht aus, dass das Vereinsbarometer auch einmal tief stand, doch immer wieder fanden sich tatkräftige Obereichstätter, die das Steuer in die Hand nahmen, es herumrissen und den Ortsbürgern weiter die Gelegenheit boten vornehmlich durch den Fußballsport ihrer eigenen Gesundheit zu dienen. Die Hürden die es in all den Jahren zu meistern galt, waren hoch. Die Platzfrage beispielsweise war gar nicht leicht zu lösen und noch heute spielt man auf der planierten einstigen Schlackenhalde des königlichen Hüttenwerkes.

                                                                                                                          

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